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2006 Peene Kanutour

(Der ganze Bericht als PDF mit Bilder)

Auf der Peene mit dem Kanu

Ein wenig kannten wir uns schon von einem anderen, größeren Wasserunter-nehmen. Hier auf dem Zeltplatz von Verchen am Kummmerower See kamen wir wieder zusammen. Rita und Änne sind mir schon länger Wegbegleiter, vor allem auf dem Fahrrad. Auf der "Seefuchs", einem Trawler, früheren Fischfänger, nun Museumsschiff und Reiseunternehmen der besonderen Art kamen Renate, Ruth, Waltraut und Bernd auf der Fahrt nach Bornholm dazu.

Aber da kannten sich schon wieder welche aus früheren Zeiten. Sich darüber auszulassen wer wen woher kennt, wäre eine Geschichte für sich.

Auf dem Schiff waren wir Gäste, hatten mit gehender See zu tun und auf der Insel fuhren wir als Radwanderer. Nun war wieder Wasser angesagt, als Wasserwanderer mit dem Kanu.

Auf der "Seefuchs“ bewegten uns Dieselkräfte, zeitweise stürmischer Wind und starke Wellen. Das Kanu schwimmt auch, aber Richtung und Geschwindigkeit sind Handarbeit. Einstiegsort ist nun Verchen am Kummerower See. Anfahrt mit dem Automobil. Im Ort werden erst einmal bekannte Gesichter oder eine bekannte Nummer am Auto gesucht und irgendwie auch gefunden.

Der See liegt ruhig, kein Wind geht. Die Wasserfläche als riesiger Spiegel für den blauen Himmel, den Wolken, den Bergen der Mecklenburger Schweiz und der untergehenden Abendsonne. Aber ich greife ein wenig vor. Vorher war ausladen angesagt, Zelte aufbauen, neue Gesichter besehen, bekannte Gesichter freudig begrüßen.

Es kamen noch Christian und Uli, Natalia und wie war noch der Name, vielleicht Christ- a oder - ine? dazu. Eine gute Mischung von ganz jung bis nicht mehr ganz so jung. Wer sich kannte und wer noch kennen gelernt werden musste, ergab der erste Blick.

Die Kanus wurden gebracht. Aus Spandowerhagen kamen sie, eine Weltreise für Kanus, vom Greifswalder Bodden zum Kummmerower See. Dazwischen liegen noch einige Kanustationen. War noch etwas? Ach ja. Im Hintergrund lief die Fußballwelt-meisterschaft. Spürbar auch im ruhigsten Dorf. Und wir? Zur gemütlichen Runde gehören trinken und essen. Trinken ist relativ einfach. Essen muss organisiert werden. Beschäftigung mit dem Grill und was sonst noch dazu gehört. Renate dirigiert großartig. Es gelingt uns den Abend fast ungestört und schon mit einem Quäntchen Übermut zu genießen und uns auf die Kanutour einzustimmen. Keiner hatte ein Mückenabwehrmittel mitgebracht, so blieb nur die uralte Methode die summenden Quälgeister mit Qualm und freie Haut einmummeln auf Abstand zu halten. Trotzdem ein schöner Mitsommerabend in der wunder-schönen Mecklen-burger Schweiz.

Wer mit wem? Wer sitzt mit wem im Boot? Du und du. Es bilden sich ungewöhnliche oder ungewohnte Duos oder Trios. Wer hat Kanuerfahrung? Wer hat keine? Also mischen sich die Vorgebildeten mit den Ungeübten. Zelte abbauen, Sachen verpacken alles wasserdicht in die Kanus verstauen. Das Wetter ist gnädig mit uns. Kein Wind, der See ruhig, die Sonne strahlt. Unsere Kanuflotte wird auf den See geschoben. Meine zweite Kanutour überhaupt. Bei der ersten waren wir auf Biberbeobachtung unterwegs, auch auf der Peene. Ruth und ich sind nun Mannschaft oder wie oder was für eine Besatzung geworden.

Wir sind vom Alter her in dieser Runde nicht zu übertreffen.

Unser erstes Tagesziel ist Demmin. Aber wo fließt die Peene aus diesem See heraus? Nur grüne Schilfwände, Buschgruppen. Die Richtung kennen wir, ein paar hundert Meter nördlich. Auf dem See liegt eine paradiesische Ruhe. Und dann die Fahrrinne, die Einfahrt in die Peene. Gut gelaunt betrachten wir die Fähranlage in Aalbude aus anderer Perspektive. Sonst gehen wir hier mit den Rädern quer über den Fluss. Noch sind wir frisch bei Kräften, üben den harmonischen Gleichklang von Seele, Steuerkunst und Vorwärtsdrang. Manche Besatzung treibt schwungvoll in die Schilfgürtel der Uferzone. Vorbeifahrende Motorboote aller Größen bereiten uns zusätzlich Schaukelpartien mit ihren Bug - oder Heckwellen. Die meisten großen Kapitäne gehen rücksichtsvoll mit unseren Nussschalen um. Das Boot gegen die Wellen zu stellen, verändert den Fahrtrhythmus.

Die Sonne meint es zu gut mit uns. Sie brennt. Naturfreunde kommen auf ihre Kosten. Von der Libelle bis zum Graureiher gibt es viel zu sehen. Die Peene ist eine alte Wasserstraße. Für den Lastenverkehr wird sie kaum noch gebraucht. Reste von alten überwachsenen Anlegern zeugen noch von anderen verkehrsreichen Zeiten. Alle Boote dienen nur noch der Freizeitgestaltung und der Erholung.

Mit großem Hallo begrüßen wir das ulkigste Gefährt in dieser Hinsicht. Die „Biberburg“ ein motorisiertes Floß, eine Trink - und Schlafburg. Wir sind aber die ganz große Ausnahme, ohne Krach und mit ruhigem Paddelschlag bewegen sich nur wenige Leute auf dem Wasser. Wir zählen die Flusskilometer und die Stunden und suchen ein Plätzchen um eine Picknickpause zu machen. Etwa auf Höhe des Dorfes Upost finden wir einen brauchbaren Rastplatz. Ein Drittel derStrecke ist geschafft. Es melden sich im Körper Muskeln, die man sonst nicht spürt, weil sie im Alltag nie belastet werden.

Die Boote werden eins nach dem anderen auf festen Grund gesetzt oder miteinander verbunden und gesichert. Jetzt Beine und Körper strecken, den Durst löschen, essen, Kräfte regenerieren. Herrlich so ein zischender, gluckernder Schluck. Das belebt unsere trockenen Seelen. Dann zieht ein Boot der Luxusklasse mit voller Motorenleistung an uns vorbei. Wir werden vom Rudergänger nicht gesehen oder nicht beachtet. Der volle Wellengang schlägt an Land, drückt die Boote gegen-einander, lässt sie tanzen und ein Kanu gerät unter die Wellen, läuft voll. Erste ungeplante Arbeit. War auch was für starke Jungs, so ein Kanu zu entleeren. Wir haben sie ja in Unmengen mit. Überraschungen können nicht geplant werden. Eine feuchte Angelegenheit bei warmem Wetter ist mehr Lust als Frust. Neuer Start für unsere Flotte. Die Boote schwimmen, und ganz nach Mentalität genießen wir unsere Fahrt auf dem Fluss. Sehr gemütlich darf es nicht werden. Wir haben unser Ziel Demmin noch weit vor uns. Paddel eintauchen, Richtung halten, eintauchen, den Arm durchziehen, das Boot zieht nach rechts, einen Schlag aussetzen oder nach rechts wechseln. Allmählich wird der Abstand zu den anderen Kanus immer größer. Was da vorne nun gesprochen und gemacht wird, ist nicht mehr auszumachen. Der Blick - kontakt bleibt erhalten, vorne wird mit kleinen Pausen ab und an auf uns gewartet.

Dann die Mittagspause am Wasserrastplatz Trittelwitz. Die Peene wird breiter, die Ufer bewaldet, die hohen Bäume bieten ein wenig Schatten. Die Arme werden immer schwerer, die Sitzmuskeln ermüden und keine Anzeichen von Demmin zu sehen. Kurz vor Demmin muss doch die Tollense einmünden. Aber sie lässt auf sich warten. Aber mit jedem Schlag mit jeder genommenen Biegung hofft man die Speicher oder den Kirchturm von Demmin. Und dann ist es soweit, die Tollense mündet hier genau so müde wie die Peene fließt. Der Wasserrastplatz wird angekündigt. Ein Nebengelass der Peene, ein Bootshafen. Eine alte Anlage aus alten Zeiten. Einige Steuermanöver noch, anlegen und aussteigen. Oh, oh, der Körper wollte sich erst einmal strecken, sich ausdehnen, sicherlich nicht nur meiner. Dann die Kanus entladen, sie sind ebenfalls an zu Land bringen, Zelte aufbauen. Personenverteilung neu organisieren, um die Kosten für ein Zelt zu sparen. Renate hat die Organisationsfäden in ihrer Hand.

Christian und Uli haben die Wünschelrute für die Bierquelle in die richtige Richtung gehalten. Im Klubraum können wir die Fußballweltmeisterschaftsspiele sehen. Wir haben wohl müde Brasilianer gesehen. Es fehlt uns nichts. Alle sind glücklich und zufrieden. Ich hoffe doch, dass die Einschätzung stimmt. Irgendwann sind wir in die Zelte zum Schlafen gekrochen.

Peenekanutourtag Nr. 2

Wieder eine laue Nacht und ein paar Mücken gehabt, aber gut geschlafen. Wer hat in dieser Nacht etwas Schönes geträumt? Das Wachwerden war auch nicht besonders problematisch. Aber die ersten Bewegungen musste ich mir meinem Körper abtrotzen. Der Frühstückskaffee mundet, treibt die Pumpe auf den richtigen Betriebsdruck und los geht’s. Die Luft aus den Luftmatratzen drücken, und so weiter und so weiter. Besonders sorgfältig werden die Sitzplätze in den Kanus ausstaffiert. Bequem sitzen erhöht den Tourgenuss. Wir schwimmen aus dem Bootshafen, passieren die Stadtkulisse mit den Speichern, ihren Brücken, den Häusern, bis wieder nur die unverbaute Flusslandschaft uns begleitet. Wieder Boote und Schiffe mit ihren Wellen. Manche davon haben wir schon gestern begrüßt.

Und dann die Überraschung eine Taube. Sie liegt kraftlos auf dem Wasser. Retten. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, gelingt es sie an Bord zu holen. Aber wir sind nach dem ganzen Vogelgrippealarm doch vorsichtig. So richtig wollen wir mit ihr nichts zu tun haben. Die Taube ist beringt, vielleicht nur eine erschöpfte Brieftaube. Wir nehmen sie bis zum nächsten Landgang mit. An einem Wassergrundstück mit Bootssteg legen wir an, machen Pause und legen die Taube auf den Rasen. Sie bewegt sich auch nicht als wir uns wieder mit unseren Kanus entfernen.

Die Peene ist in dem Abschnitt vor Pensin begradigt worden, kanalisiert, ganze Mäanderschleifen sind abgeschnitten, tote Arme, aber nur für den Schiffs- und Bootsverkehr. Ebenso wie die Torfstiche sind sie voller Leben. Seerosen sind eine beliebte Augenweide und begehrtes Fotomotiv. Wir paddeln uns bis zur Ortschaft Pensin mit ihrem Wasserrastplatz. Neben dem Rastplatz liegt eine Fähre auf dem Land. Was wurde hier über die Peene gebracht? Fahrzeuge wohl weniger, eher Rindviecher, wegen der Weiden auf der anderen Seite vom Fluss. Gab es noch etwas Besonderes hier in Pensin. Oh doch!

Alle unsere Blicke hingen nur an dieser einen Person, die vom Dorf herunter kam und zum Wasser schwebte. Form, Farbe, Figur, Frau, ein Kunstwerk oder Natur ? Ihr Auftritt ein Ereignis, das in einem Motorboot entfleuchte. Wie schön kann Jugend sein. Wieder ein Gesprächsthema. Das war nun die Halbzeit für die kürzere Strecke nach Loitz. An diesem Tag hielten wir unser Kanu auf Höhe unserer Flotte durch einen unsynchronen Schlagrhythmus. So konnten wir ebenfalls Ausschau aus der ersten Reihe nach Loitz und unserem Ziel das Stadtbad halten. Das Bad kenne ich nur von Land aus, vom Fahrrad. Rechts vor der Brücke. Aber zu sehen war nichts als Schilf. Torfstich reiht sich an Torfstich. Dann ein paar Boote, die im Schilf ver-schwinden und der Lärmpegel der Badenden lassen ahnen, wo wir in der Schilfwand suchen müssen. Hinter dem Schilf eine große Wasserfläche. An ihrer Breitseite sind Bootshäuser aufgereiht, an der Schmalseite das Bad, voll mit quirligen Kindern und etwas Älteren beim Toben. Alles von einem Vorhang aus Schilf von der Peene getrennt.

Wir sind am Ziel, legen am etwas wackligen Steg an. Nun muss wieder alles an Land gebracht werden. Die nächste Frage war: Wie kommen wir hier weg? Die Organisatoren wissen es, aber es dauert bis das Auto von Greifswald nach Loitz kommt, die Autobesitzer zusteigen und nach Verchen fahren. Von dort kommen sie in ihren eigenen, dort stehen gebliebenen Fahrzeugen zurück. Auch der Kanu-transporteur aus Spandowerhagen muss hierher kommen.

Bleibt trotz aller Schlepperei, alles muss aus dem Bad heraus getragen werden, noch Zeit für eine Kanufahrt zum Beispiel. Rita sucht sich Christian, von dem sie noch Kanusteuerkunst lernen möchte. Ich werde von Christ -a - ine? Auch noch zu einer Pausenfahrt eingeladen.

Wir schwimmen an den Bootshäusern vorbei, treiben auf diesem Idyll, genießen die letzten Minuten auf dem Wasser. Aber aufhören soll man, wenn es am schönsten ist. Rita kentert beim Anlegen, fällt in das Wasser. Fröhliche Ungeschicklichkeit. Nach zwei Tagen voller Harmonie sich verabschieden, tut schon ein bisschen weh. Wieder haben wir Leute von irgendwoher getroffen, hatten wir miteinander zu tun. Wir haben uns und die Peenelandschaft ein wenig mehr kennen gelernt. Sollten wir uns wieder über den Weg laufen, treffen wir uns irgendwo bestimmt zu einer neuen Erlebnistour auf dem Wasser. Ahoi!

R. Megelat



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